Grußwort von Konstantin Wecker an die gefangenen Klimaktivist*innen im Knast Stadelheim und an die Demo am 13. November 2022
„Wir können die Welt nicht retten, indem wir uns an die Spielregeln halten. Die Regeln müssen sich ändern, alles muss sich ändern, und zwar heute.“
Diese klugen Sätze hat Greta Thunberg vor rund drei Jahren auf einer Demonstration in Helsinki gesagt.
Diese Sätze sind radikal und richtig. So einfach ist es und so schwer zugleich: Alles muss sich ändern und zwar sofort. Denn Zeit haben wir keine mehr. Zulange haben zu viele Menschen einfach nur zugeschaut und mitgemacht bei der Zerstörung unseres Planeten. Haben die Spielregeln der Politiker, Wirtschaftsbosse und Militärs unkritisch anerkannt und haben sich nicht engagiert für eine gerechtere Gesellschaft weltweit.
Foto: Günther Gerstenberg
Ständig messen Klimaforscher neue historische CO-2-Höchstwerte. Und längst wissen wir, dass Wissen alleine offensichtlich nicht ausreicht, um daraus die nötigen Entscheidungen zu treffen für ein konsequentes Handeln, um die Erwärmung unseres Planeten zu stoppen. Gerade die Politiker und Politikerinnen dieser Welt wissen seit Jahrzehnten ganz genau Bescheid und haben nichts dagegen getan. Ihr Spiel ist aus. Es reicht – sie haben genug Zeit gehabt. Wir brauchen endlich globale Gerechtigkeit – für unser Klima und für alle Menschen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich sehr gut, wie wichtig Solidarität für Menschen ist, die eingesperrt in Knästen wie Stadelheim sitzen müssen. Deshalb lasst uns den gefangenen Klimaaktivist*innen viel Kraft, Energie und unsere Solidarität über die Mauern schicken.
Mit zehntausenden Menschen haben wir bereits vor Jahren gegen die weitere Verschärfung des Bayerischen Polizeiaufgabengesetzes protestiert: Besonders die Ausweitung des sog. Unterbindungsgewahrsams auf 2 Monate in Bayern war und ist ein Skandal. Menschen wegen ihrer Gesinnung ohne Strafverfahren und Urteil präventiv wegzusperren, ist ein Angriff auf unser Recht auf freie Meinungsäußerung und Demonstrationsfreiheit.
Ich werde nicht aufhören zu träumen von einer herrschaftsfreien Welt ohne Krieg und Faschismus, von einer grenzenlosen Welt ohne Patriarchat, Rassismus, Unterdrückung und Ausbeutung. Auf dem Weg dorthin müssen wir uns stark machen für die Rechte aller Menschen. Und gegen die Diffamierung und das Wegsperren von Klima-Aktivist*innen. Wir sollten uns erinnern: 2002 wurden in München alle Proteste gegen den globalen Krieg der Nato-Staaten verboten und zwei Sprecher des Demobündnisses verhaftet und ebenfalls in Unterbindungsgewahrsam gesperrt. Trotzdem haben am nächsten Tag über 10.000 Menschen auf den Straßen Münchens demonstriert. Denn sie können vielleicht unseren Protest verbieten und einzelne oder viele von uns einsperren, aber sie können unseren Protest nicht verhindern, wenn wir es nicht zulassen!
Ich hoffe, mein Lied „Schäm Dich Europa“ kann Euch in diesem Sinne auch hinter den Gefängnismauern Mut machen.
Konstantin Wecker
Comentarios